Vom Okavango zum Zambezi

Zwei Wochen voll Hitze, Sandstürmen und Staub in Etosha und im Khaudum liegen hinter uns. Es fühlt sich wie eine komplett andere Welt an, als wir an den Okavango kommen. Wir stehen zwei Nächte im White Sands direkt an den Popa Falls und genießen das stetige Rauschen der Kaskaden, die grünen Wiesen und die saftige Ufer-Vegetation. Wie angenehm doch ein sattes Grün sein kann!

In den nächsten Tagen planen wir vom Okavango bis nach Livingstone am Zambezi zu fahren. Zwei Flüsse, die sich wie Lebensadern durch Zambia, Botswana, Zimbabwe und Mocambique schlängeln und für großartige Natur-Schauspiele sorgen, der Okavango mit seinem weltweit einzigartigen Binnendelta, in dem fast der gesamte Fluss in der Kalahari versickert, und der Zambezi mit den spektakulären Victoria Falls.

Wir lassen den Okavango hinter uns und beginnen mit eintönigen 300km durch den Caprivi-Streifen an die Grenze in Katima Mulilo. Schnurgerade zieht sich die Straße dahin, nur einige Dörfer säumen den Weg. Einfache Lehm- und Strohhütten, manchmal auch schon Wellblech-Konstruktionen. Die meisten Dörfer haben keinen Stromanschluss, hie und da sehen wir ein Solarpanel, manchmal auch einen Wassertank. Auf der anspruchslosen Strecke bleibt viel Zeit, über diese bescheidenen Lebensumstände hier nachzudenken, zu denen noch die alltäglichen Gefahren durch Elefanten und Schlangen kommen. Positiv stimmt uns, dass die Schulgebäude regelmäßig zu den gemauerten „Prunkbauten“ zählen und es auch einen Schulbus geben dürfte, denn in regelmäßigen Abständen sehen wir entsprechend beschilderte Haltestellen. Wie sinnvoll wäre doch Entwicklungshilfe in Form von Solarpanelen, Batterien und LED-Lampen, die den Menschen hier ein bis zwei Stunden mehr Licht und für die Kinder vielleicht ein bis zwei Stunden mehr Zeit zum Lernen gäben…..

Wir haben dagegen ganz banale „Probleme“ – keiner der fünf aufgesuchten Bankomaten in Katima funktioniert mit unseren Karten, wir brauchen aber noch Namib Dollars, um unser Camp zu bezahlen und für die Rückkehr nach Namibia in einigen Wochen. Nach der fünften freundlichen Ablehnung durch die Automaten und einer weiteren (menschlichen) in einer Standard Bank-Filiale, akzeptiere ich die Niederlage und trete entnervt den Gang zu Western Union an, wi ich 100 US-Dollar zur üblichen Halsabschneider-Rate in Namib Dollar tausche. Ich fühle mich an meine Hausbank zu Hause erinnert….. 

Unser Namwa Island Camp direkt an einem Seitenarm des Zambezi bringt uns aber sofort die gute Laune zurück – schöne, ruhige Plätze direkt am Fluss, ein kühles Bier in der Hand, kleiner Pool, Palmen. Hier könnten wir auch länger stehen. Lediglich die Schilder in der Anlage erinnern daran, dass ein wenig Umsicht angebracht wäre. Gewarnt wird vor Krokodilen, Nilpferden und Cobras (auch an der Tür zu den Duschen!). Ein Moskito-Warnschild entdecken wir nicht, ist aber überflüssig, denn diese Tierart macht gleich massiv auf sich aufmerksam. Ab jetzt heißt es ein wenig aufpassen, denn Malaria oder Dengue wollen wir uns möglichst nicht einfangen…..  

Nach einer angenehmen Nacht am Zambezi steht der erste gemeinsame Grenzübertritt mit Luna bevor. Zwar wissen wir, dass alle unsere Dokumente in Ordnung sind, es bleibt aber immer eine gewisse Spannung, ob alles reibungslos klappt. Hintereinander absolvieren wir die folgenden Schritte:

  1. Immigration Namibia – unsere Pässe werden ausgestempelt
  2. Road Tax Namibia entwerten
  3. Lunas Carnet ausstempeln 
  4. Die Namibia Police wirft einen Blick in die Kabine und bemerkt, wie sauber alles aufgeräumt ist.
  5. Immigrationen Zambia (unsere Pässe werden eingestempelt)
  6. Carnet einstempeln für Zambia
  7. Bank zum Wechsel EUR in Zambische Kwacha („Sorry, our credit card system is down“ – wie so oft!)
  8. Carbon Tax, City Council Tax, Road Toll (ZMW 534 und USD 20) bezahlen (die Registrierung funktioniert nur online, aber eine smarte Business Lady mit zambischem Smartphone übernimmt das für 2% Provision)
  9. Versicherung abschließen (ZMW 685), unsere weltweite Vollkasko ist hier offenbar nicht genug! Aber die Lady ist lustig: „Which colour has your car? Well, greyish, it is this one outside…. Aaaaah, the house!”
  10. abschließender Check Zambia Revenue (die Steuer-Formulare werden noch einmal abgestempelt)

Alle diese Schritte sind an sechs verschiedenen Schaltern zu erledigen. Wir haben Glück, denn nirgends stellt sich irgendjemand an und wir wären in 1,5 Stunden durchgekommen, wenn ich mich nicht bei der Bank 30 Minuten anstellen hätte müssen, um Kwacha zu wechseln. Geht hier alles etwas langsamer, das Wechseln dauert ca. 15 Minuten, aber immerhin zu einem faireren Kurs als bei den „fliegenden Währungshändlern“, die überall ihre Dienste anbieten.

Wir sind glücklich, als sich für uns das Tor nach Zambia öffnet und wir vorbei an zahlreichen schwerst beladenen LKW in eines unserer afrikanischen Lieblingsländer einfahren. Sofort wird uns bewusst, dass wir jetzt erstmals mit Luna im „echten“ Afrika sind: die Straßen werden abrupt schlechter, es herrscht (organisiertes?) Chaos, viel mehr Menschen auf und neben der Straße. Die Strecke nach Livingston ist etwas mehr als 200km lang, wobei die Straße auf den ersten etwa 150 Metern wohl vor längerer Zeit aufgegeben wurde. Die einst vorhandene Teerstraße ist großteils nur mehr „gravel“, also eine Mischung aus Sand und Kies, unterbrochen von mit Schlaglöchern (also eher mehrere Meter breiten Kratern) durchsetzten Teerpassagen, die zu Slalomfahrten im Schritttempo nötigen. Am „gravel“ kommen wir gut voran, lediglich das Überholen der LKW wird immer wieder zur Herausforderung, da wir uns im dichten Staub mehr oder weniger im Blindflug herantasten müssen, um dann meist mit zwei Reifen im Straßengraben zu überholen. Ab Kazungula – dem Grenzübergang nach Botswana – genießen wir perfekten Asphalt und rollen daher nach 3 Stunden Fahrt in Livingstone ein, erledigen den Einkauf im lokalen Shoprite und besorgen uns bei Airtel einen zambischen Router mit SIM-Karte.

Livingstone hat heute mehr als 150.000 Einwohner und ist perfekt geeignet für allerlei Besorgungen. Die Stadt lebt – genauso wie der Schwesterort Victoria Falls in Zimbabwe – von der perfekt geölten Tourismus-Industrie rund um die Victoria Falls, die zu den drei größten Wasserfällen der Welt zählen. Das Öl der Tourismus-Industrie ist hier das Wasser des Zambezi – während der Trockenzeit kommt die Maschine daher ein wenig ins Stocken, denn die Fälle sind zumindest auf der zambischen Seite zwischen Oktober und Dezember de facto ausgetrocknet und präsentieren sich als eine hunderte Meter breite und 108 Meter hohe Felswand mit ein paar Wassertümpeln darunter. Während bei Hochwasser rund 550 Millionen Liter Wasser pro Minute in die 1688 Meter breite Felsspalte donnern, sind es bei Niedrigwasser lediglich 20 Millionen Liter. Wir machen trotzdem einen Spaziergang entlang der „Fälle“, die wir so trocken noch nie erlebt haben. Selbst der durch den Sprühnebel der Fälle entstandene kleine Regenwald auf unserer Seite der Spalte ist völlig vertrocknet. Der gesamte Fluss stürzt über die Main Falls und das Devil‘s Cataract in Zimbabwe und produziert dort nach wie vor den bekannten Sprühnebel mit Regenbogen. Der Teufel schläft eben nie….

Wir verzichten auf weitere Aktivitäten und genießen den Tag im schönen Victoria Falls Waterfront Camp, futtern Pizza (eher Keks mit Auflage, aber wann kann man schon Krokodil als Extra auf die Pizza haben!), beobachten einen Waren beim Baden im Rasensprenkler, vertreiben Paviane und erholen uns von den anstrengenden letzten Fahrtagen. Und natürlich muss auch noch die abendliche Sundowner Cruise sein – es ist einfach klischeehaft kitschig, mit einem Gin Tonic in der Hand vom Boot aus die Sonne im Zambezi versinken zu sehen. Wir haben diesmal besonderes Glück und erleben nicht nur den Sonnenuntergang, sondern fast zeitgleich auf der anderen Seite des Flusses auch den spektakulären Vollmond-Aufgang.

Erholt, gestärkt und mit genügend Proviant und Treibstoff ausgestattet verlassen wir Livingstone und den Zambezi und beginnen die nächste Etappe unserer Reise in die Wildnis des Kafue Nationalparks. 

Tipps für die „2-Flüsse-Tour“: 

  • Das Namwa Island Camp kann als erholsamer Zwischenstopp für 2-3 Tage dienen. Ruhe, Natur und guter GSM-Empfang entschädigen für die vielen Moskitos, denen man hier sowieso nicht entkommt.
  • Statt über Katima Mulilo nach Zambia einzureisen und die schlechte Straße zu fahren, bietet sich der Transfer nach Livingstone auch über Botswana an – eine Grenze mehr, jedoch sehr schöne geteerte Straße durch den Chobe Nationalpark.
  • Im Victoria Falls Waterfront Camp steht man nett unter Bäumen, Pool, Restaurant am Fluss (mit American Pizza).
  • Die Fälle besucht man in der Trockenzeit (Oktober bis Dezember) besser von Zimbabwe aus, denn nur die von dort gut sichtbaren Main Falls und das Devil’s Cataract führen Wasser. Außerdem ist der Curio Market in VicFalls um Längen besser als jener in Livingstone, sollte man Geschenke für zu Hause benötigen.
  • Livingstone / VicFalls verdienen 2-4 Tage, wenn man zum ersten Mal hier ist. Es gibt zahlreiche Aktivitäten für Adrenalin-Junkies, Rundflüge, Elefantenreiten etc…..

2 Responses

  1. Vielen Dank für den informativen Bericht und die schönen Bilder.
    Lagen die Probleme mit den ATM an den Leitungen oder an Euren Karten?
    Viele Grüße

    • Hi Andreas, das ist meistens eine Mischung zwischen „keine Kreditkarten“, „keine Verbindung“ und „kein Geld in der Maschine“. Vor allem am Wochenende sind die Bankomaten oft leer…

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