Chobe Nationalpark – afrikanisches Universum auf kleinem Raum

Schon vor Livingstone beschließen wir, dass wir für die Rückfahrt nach Namibia nicht mehr die vernachlässigte Shesheke-Road benützen, sondern durch Botswana und den Chobe-Nationalpark zurückfahren wollen. Je nach Dauer der Grenzformalitäten in Kazungula wollen wir dann entscheiden, ob wir die Chobe Transfer Road nehmen (asphaltiert und kerzengerade durch den Park) oder tatsächlich in den Park fahren. Die Grenze erweist sich dann als geringe Hürde. Über die relativ neue Brücke geht es schnell hinüber nach Botswana zum „one-stop-border-post“, in dem sich die gesamte Prozedur der Aus- und Einreise in einem Gebäude an den gut nummerierten und beschrifteten Schaltern bewältigen lässt. Was für ein Unterschied zu der Zeit, als es hier nur eine Fähre (für 1-2 Autos) gab und auf beiden Seiten des Ufers vollkommenes Chaos herrschte… In 90 Minuten sind wir durch, es wäre sogar noch schneller gegangen, wenn nicht ein (offenbar häufiger) Stromausfall die gesamte Grenzstation für eine halbe Stunde lahmgelegt hätte.

Also hatten wir – nach dem Tankstopp in Kazungula – noch genügend Zeit für einen langen Tag im Chobe Nationalpark, bekannt für seine hohe Dichte an Wildtieren und spektakuläre Landschaften. Er erstreckt sich über etwa 11.700 Quadratkilometer und ist besonders berühmt für seine großen Elefantenherden, die zu den größten in ganz Afrika zählen. Der Chobe-Fluss, der den nördlichen Teil des Parks durchfließt, zieht zahlreiche Tiere an, darunter wie schon erwähnt jede Menge Elefanten, Krokodile, Flusspferde, Büffel, Raubtiere und eine Vielzahl von Antilopen- und Vogelarten. Der Park hat verschiedene Ökosysteme: Flusslandschaften und Flutebenen, Wälder und Trockensavannen, die alle eine einzigartige Tierwelt beherbergen. Die beste Zeit für einen Besuch ist während der Trockenzeit von Mai bis Oktober, wenn Tiere in großer Zahl an den Fluss kommen, um zu trinken. Daher entscheiden wir uns auch, gleich beim Sedutu Gate im Osten bei Kasane den „River Drive“ zu fahren, der sich vorwiegend am Fluss entlangschlängelt. Wir kennen den Chobe von früheren Besuchen und er enttäuscht uns auch diesmal nicht. Neben der atemberaubenden Flusslandschaft fahren wir an einer großen Zahl an Tieren vorbei, sehen viele Elefanten, Giraffen, Impalas, Sabels und im westlichen Teil des Parks auch große Büffelherden, die hier ein besonders interessantes Bild abgeben, denn sie mischen sich auf der namibischen Seite des Chobe und somit außerhalb des Nationalparks mit den dort weidenden Kuhherden und Elefanten. Ein Leopard verbirgt sich im Dickicht, wir nehmen ihn nur wahr, weil eine Tatze herunterhängt. Leichter finden wir zwei Löwinnen etwa 10 Meter entfernt von einem Kadaver eines jungen Elefanten, der wohl auf die Rechnung ihres Rudels geht. Die Löwen des Parks sind bekannt für ihre extrem gefinkelten, organisierten Jagd-Strategien, sie reißen regelmäßig auch kleinere Elefanten und sogar Flusspferde.

Wir legen immer wieder Stopps ein, unsere Lunchpause müssen wir dann jedoch auf Grund eine Affen-Belagerung abbrechen. Die Makaken und Paviane sind hier an Autos gewöhnt und haben keinerlei Scheu vor Menschen, sind vielmehr fast schon aggressiv auf mögliche essbare Happen fixiert und nähern sich bis auf 1-2 Meter an – immer bereit, mit einer schnellen Bewegung Futter zu ergattern. Umso geruhsamer verläuft unser Sundowner kurz vor dem Ngoma-Gate im äußersten Osten des Drives an einer Flusslagune. Mit einem Bier in der Hand setzen wir uns in den weißen Sand und schauen der afrikanischen Sonne beim Versinken zu. Doch wir müssen uns vom Genuss der für Afrika so typischen Stimmung lösen, um die letzten 5 Kilometer zum Ngoma Gate noch rechtzeitig vor 19:00 zu schaffen, schließlich dürfen wir ja nicht im Park übernachten. Die sind wie wir schon wissen, etwas nervig, Tiefsand und leichte Steigung kombiniert ergeben eine sehr hügelige Piste, die unsere Luna trotz ihres tollen Fahrwerks schon ziemlich ins Hüpfen bringt. Wir erinnern uns noch gut an die Passage auf der wir schon mal vom Heck eines Mietwagens eine (befestigte) Gasflasche verloren haben! Gut durchgeschüttelt erreichen wir aber knapp vor 19:00 Uhr das Gate, das jedoch schon unbesetzt ist, und so machen wir den Schranken einfach selbst auf und fahren in das nicht weit entfernte „Muchenje Campsite & Cottages“, eine eingezäunte, grüne Ruheoase mit Pool direkt über dem Chobe-Schwemmgebiet. Es ist stockdunkel, als wir ankommen, denn es gibt wieder mal einen Stromausfall, der uns allerdings nicht weiter behelligt, da die Batterien in Lunas Kabine wieder einwandfrei funktionieren. Der Strom ist am nächsten Tag wieder da, das Internet bei der Rezeption funktioniert. Wir sind in den letzten Tagen viel gefahren, und so beschließen wir spontan, eine weitere Nacht zu bleiben und einen ganzen Pause-Tag im Camp zu genießen.  

Unser Tipps für den Chobe Nationalpark:

  • Der „River Drive“ ist die schönste Route durch den Park, viele Tiere vor dem schönen Fluss ergeben einen einzigartigen Anblick. Der Park hat ein großes Hinterland, das auch die Savuti-Gegend inkludiert. Diesen Bereich machen wir nur, wenn wir dann weiter über den Moremi Richtung Maun fahren.
  • Wenn man mehr Zeit im Park hat, auch unbedingt eine Bootsfahrt machen, denn nirgends sonst kann man Tieren am Ufer so nahe kommen wie hier.
  • 4×4 ist auf den Seitenstraßen (vor allem dem River Drive) notwendig, daher etwas höherer Treibstoff-Verbrauch.
  • Unbedingt in Kazungula oder Kasane tanken, rund um Ngoma gibt es keine Tankstellen. Die Treibstoffpreise waren zum Zeitpunkt unserer Reise rund 10 Cent niedriger als in Namibia oder Zambia (also EUR 1,02 statt EUR 1,13 für einen Liter Super).
  • Die Grenze in Kazungula ist äußerst effizient. Man fährt über die Brücke ins Zielland und erledigt dort die Formalitäten für beide Länder. Bargeld (Pula oder Kwacha) wird nicht benötigt, alle Abgaben und die Miete für die Brücke (EUR 14,-)  kann mit Kreditkarte bezahlt werden (sofern der Strom funktioniert). Daher nicht nötig bei den fliegenden Geldwechslern zu tauschen.


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