Zurück in Namibia – Entspannen am Kwando

Am Vorabend unserer Rückkehr nach Namibia vergleichen wir, noch in Botswana sitzend, für den Stopp in der „Kwando Core Area“ bei Kongola ein paar Camps im Internet. Da die beiden vorab von uns gewählten Kandidaten leider nicht mehr verfügbar sind, buchen wir das Kazondwe Camp, es ist leicht erreichbar und liegt nur rund 15 km nach dem Abzweig von der B8 auf die C49. 

Die Grenzformalitäten bei Ngoma Bridge gehen flott, sind wir doch unter den ersten an diesem Tag, gleich nach der Öffnung des Border Posts um 7:00 Uhr. Am längsten dauert wie üblich die Bezahlung der verschiedenen Gebühren für die Straßenbenutzung auf der namibischen Seite. In Katima Mulilo sind wir beim letzten Supermarktbesuch auf dieser Reise effizient und überraschen doch glatt den Weihnachtsmann beim Shopping! Er scheint hier in Afrika schon früh dran zu sein, wahrscheinlich weiß er auch, dass hier alles länger braucht! Intensiv studiert er die vielfältige Auswahl im Süßigkeiten-Regal (wie passend). Es ist für uns schon ein wenig ungewöhnlich, hier bei noch immer über 30 Grad überall die Weihnachtsdekoration zu sehen. Zu Hause in Europa kratzen derweil die Temperaturen schon am Nullpunkt. Auch die Kassiererin trägt mit Stolz und sichtbarer Begeisterung eine rote Weihnachtsmütze. Amüsiert schieben wir unsere Einkäufe vorbei am mit glitzernden Kugeln dekorierten Weihnachtsbaum und an Santa Claus, der uns hinter dem weißen Rauschebart ein strahlendes afrikanisches Lächeln schenkt. 

Das Vorhaben, unsere MTC SIM-Card für den namibischen Router aufladen zu lassen, geben wir hingegen sofort auf, als wir die lange Schlange von ungeduldig wartenden Einheimischen vor und die bereits vollbesetzten Sitze im Shop sehen – das wären mindestens 3 Stunden Anstellen gewesen. Es muss auch mal ohne gehen, wir verlassen uns die nächsten Tage auf die Wifis in den Camps.

100 km nach Katima Mulilo erreichen wir das Kazondwe Camp, das uns sofort gefällt. Es liegt auf einer kleinen Anhöhe mit traumhaftem Fernblick über die Kwando-Flutebenen, auf denen sich Lechwe-Antilopen tummeln . Das genießen wir gleich mal bei einer Tasse Kaffee. Wir bekommen den Campingplatz Nummer 2 unten am (aktuelle trockenen) Seitenarm des Flusses. Erfreut über die schöne und günstige Lage beziehen wir den durchdacht angelegten Site und statten unsere private Ablution sogleich mit der beim Check-in überreichten Rolle Toilettpapier und dem kleinen gemusterten Badezimmerteppich (!!!) aus. Hier hat jemand Sinn für Ästhetik. 

Es gibt auch genügend Schattenbäume und zusätzlich noch eine Palappa in deren Mitte eine lange, dicke Baumstammplatte thront, die sich als Tisch oder Ablage eignet. Wir nutzen sie auch als Yogaplattform. 

Die kleine Zelt-Lodge besticht aber nicht nur durch ihre Lage, sie verfügt auch über einen schönen Pool, umrandet mit weißem weichem Sand. Genüsslich schwimme ich ein paar Runden und lasse die malerische Landschaft auf mich wirken. Außer mir ist keine Menschenseele da, sodass es beinahe völlig ruhig ist, lediglich die Geräusche der Natur sind zu vernehmen. Als Martin mir noch einen erfrischend köstlichen Rock Shandy (eine Limonade mit Angostura) bringt und ich mich auf die Liege sinken lasse, bin ich endgültig im Chill-out-Modus angekommen. 

Beim ausgezeichneten Dinner sind auch ein paar andere Gäste anwesend und wir tauschen Reisegeschichten und Routentipps aus. Auf einmal stöhnt eine der deutschen Damen auf: „Nee, nicht schon wieder DIE“. Alle Blicke folgen der Richtung, in die ihr ausgestreckter Finger zeigt. „Jö schau, ein Skorpion“ rufe ich aus und aktiviere sofort die Kamera meines Mobiltelefons. Es ist der erste, den wir auf unserer Reise entdecken. Er bleibt nicht allein, kaum setze ich mich, spaziert schon der nächste direkt unter meinem Sessel hindurch. Heute bin ich froh, zur Abwechslung mal meine Sportschuhe angezogen zu haben. Unsere Gastgeberin bleib vollkommen cool und befördert die ungebetenen Gäste mittels „Häferl“ und Karton schnurstracks dahin, wo sie hergekommen sind, runter von der Plattform. Sie erklärt uns, das vermehrte Auftauchen von Skorpionen und Schlangen sei ein Zeichen für eine gute Regenzeit und „ja, die Stiche tun alle weh, egal welche Art von Skorpion, aber sie sind nicht tödlich.“ Am Weg hinab zu unserem Campsite sehen wir dann noch weitere schöne Exemplare, die – je näher man ihnen kommt – mit ausgebreiteten Scheeren und hoch aufgerecktem Giftstachel sofort in den Verteidigungsmodus gehen. 

Den nächsten Tag starten wir mit einem Spaziergang über das Gelände des Camps und hinunter zur Lagune, in der die kleine Gruppe Hippos residiert, die wir am Abend gehört und später an Land beim Grasen ertappt haben.

Am Nachmittag unternehmen wir eine Bootsfahrt am Kwando. Aufgrund des niedrigen Wasserstandes können wir aber nicht direkt vom Camp aus los in die Sümpfe, sondern müssen zunächst über die Flutebenen zum Bootsanleger fahren. Wir springen mit unserem Guide Tumy auf die Ladefläche des Pickups. Treibstoff, Batterie, Snacks und diesmal auch die Sundowner Drinks werden verstaut. Unsere Gastgeberin fährt uns, den Lodge-Dackel am Schoß (er würde zu viel anstellen, wenn er unbeaufsichtigt bliebe) Nach 20 Minuten kurviger, lustiger Fahrt sind wir beim Boot, schnell sind die Sachen an Deck gebracht und wir legen ab. 

Ruhig gleiten wir den schmalem Flussarm entlang, wir hören schon die Hippos an der Biegung, von denen uns Tumy eben erzählt, als das Boot unvermittelt hart gestoppt und ruckartig seitlich vorne einen Meter aus dem Wasser gehoben wird. Martins Sessel kippt in die Bootsmitte und er fällt. Ich kann mich grad noch abfangen und festhalten, als vor uns die dunklen Rundungen eines Hippobullen auftauchen. Er schnaubt einmal kräftig und platscht schleunigst wieder in das Wasser neben dem Boot. Wir schauen ein bisschen geschockt und Martin untersucht besorgt die Kamera auf etwaige Schäden. Er selbst kommt wohl mit einem neuen blauen Fleck auf der Schulter und einer Strieme von meiner Sessellehne, auf die er gekippt ist, davon. Tumy meint „relax, he was just not quick enough to move, the others are friendly“. Im Vertrauen auf seine gute Kenntnis der Gegend und der Tiere (er ist hier aufgewachsen) sind wir rasch wieder dabei, die schöne Fahrt zu genießen. Und wir sehen tatsächlich viel. Krokodile, die ruhig verweilen und mal nicht wie sonst blitzschnell untertauchen, wenn man ein Foto machen möchte. Zahlreiche Vögel, darunter Reiher, Seeadler, Kormorane und als Highlight eine wunderschöne zwitschernde Karminspint-Kolonie. Die wunderschönen Vögel mit dem rot und türkis gefärbten Federkleid haben ihre Brusthöhlen 1 Meter tief in die Böschung gegraben. Wir hören schon von weitem ihr Zwitschern. Malerisch sitzen sie auf dem weißen Sand oder vor den Löchern ihrer Nisthöhlen, umschwirrt von anderen, die in ihrem Schnabel große Insektenhappen für den Nachwuchs heranschaffen. 

Die Stars dieser Bootsfahrt durch den Schilf- und Papyrus-Sumpf sind für uns allerdings die seltenen, besonders „flauschigen“ Sitatunga. An mehreren Stellen sichten wir die scheuen Antilopen so nah wie noch nie. Ganz am Ufer sitzt ein schöner Sitatunga-Bock auf dem niedergetrampelten Schilf, sein Horn spiegelt sich im Wasser neben den Seerosen. Schöner geht es eigentlich nicht. Er bleibt ruhig, als wir uns nähern, beäugt uns vorsichtig, erst ab drei Metern Distanz erhebt er sich dann doch und macht zwei, drei schnelle Sätze hinter dein paar Büschel Papyrus. Ich finde diese Antilopen, die sich ausschließlich im Sumpf aufhalten und zum Schutz ins Wasser flüchten mit ihrem etwas zerzausten, längeren Fell besonders „fluffy“. Auf den offeneren Flutebenen entdecken wir dann auch noch Red Lechwe und eine große Büffelherde. 

Bevor wir die Rückkehr zum Bootsanleger antreten, zeigt uns Tumy noch, welche Skulpturen die Einheimischen so als Zeitvertreib aus den Papyrusblütenständen flechten. Er reicht mir eine Blüte und schon bastle ich meine eigene, zugegeben, etwas „modernere“ Version der kleinen Deko-Kunstwerke. 

Glücklich saugen wir nochmal die Stimmung, die Töne, die Gerüche um uns auf, als wir auf der Ladefläche des Pickups stehend zurück nach Kazondwe kurven. 


One response

  1. Meeega was ihr macht, thanks for sharing!! So schön, dass ich teilhaben darf!
    Habt noch eine wundervolle Zeit,
    Herzensgrüsse Sue
    p.s. heute aus dem wunderschönen Alpbachtal ..🧡

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